Wir sind die Seele, nicht der Körper

Wir Seelen

Wir sind die Seele oder die bewusste Lebenskraft in unseren Körpern. Von unseren Körpern, hochkomplexen Maschinen, die unser Wahres Ich umgeben, sind wir grundverschieden.

Wir wohnen im Herzen, dem Sitz aller Körperenergien. Von dort aus erfahren wir die Welt durch die Verkabelung der körperlichen Sinne und durch die feineren Energien des Geistes, der Intelligenz und des Ichs.

Den Unterschied zwischen Körper und Seele – zwischen Materie und spirituellem Geist – zu verstehen bedeutet den Anfang spirituellen Lebens und ist die Grundlage für wahre Selbstverwirklichung.

Unser Körper ändert sich ständig: frühe Kindheit, Kindesalter, Jugend, Erwachsenenalter, Alter und schließlich Tod. Doch wir, die unveränderliche Seele, sind angesichts dieser fiktiven Realität von innen her Zeuge. Das ist der Grund, warum wir stets unsere Identitätswahrnehmung beibehalten, obwohl unser Körper sich das ganze Leben hindurch verändert.

Die Materie ist zeitweilig, und der spirituelle Geist ewig. Deshalb sind wir ewige Seelen wichtiger als unsere Körper. Wahres Wissen ist, dies zu verstehen.

Von Natur aus sind wir ewiglich glücklich und voller Wissen. Der menschliche Körper ermöglicht uns, spirituelle Handlungen auszuführen, die uns von der Erlangung weiterer materieller Körper befreien, denn der Körper ist von Natur aus voller Leid.

„Diejenigen, die die Wahrheit sehen, haben erkannt, dass das Inexistente [der materielle Körper] ohne Dauer und das Ewige [die Seele] ohne Wechsel ist. Zu diesem Schluss sind sie gekommen, nachdem sie das Wesen von beidem studiert hatten.“ Bhagavad-Gita 2.16
Nachweis der Seele
„Zugegebenermaßen lässt sich nichts in der Physik oder Chemie finden, das auch nur eine geringfügige Auswirkung auf das Bewusstsein hätte. Dennoch wissen wir alle, dass es so etwas wie Bewusstsein gibt, einfach deshalb, weil wir es selbst besitzen. Daher muss das Bewusstsein ein Teil der Natur, oder allgemeiner, der Wirklichkeit sein, und das bedeutet, dass wir – weit entfernt von den Gesetzen der Physik und Chemie, also etwa wie in der Quantentheorie - auch Gesetze anderer Art in Betracht ziehen müssen.“ – Niels Bohr, 1922 (Physiknobellpreisträger)

Alle Lebewesen, seien sie Pflanzen, Tiere oder Menschen, besitzen Bewusstsein und zeigen es in verschiedenem Grade. Bewusstsein entsteht nicht aus Materie sondern ist Symptom der Seele, einem unauslöschlichen Element der Wirklichkeit. Was immer Wissenschaftler auch versuchen mögen - sie können kein Leben im Labor erzeugen, indem sie leblose Chemikalien vermischen. Wir sind die bewusste spirituelle Seele im Körper, und unser Fortgang wird Tod genannt. Der Ausdruck „davongehen“ ist deshalb eine genaue Beschreibung dessen, was geschieht, wenn jemand stirbt.

Bewusstsein bedeutet Selbstwahrnehmung oder das Verständnis „Ich bin“. Es ist auch die Wahrnehmung unserer eigenen Gedanken und Empfindungen. Kein Computer – ganz gleich wie hoch entwickelt – kann bewusst sein. Die gewöhnliche Wissenschaft kann den spirituellen Geist und sein Merkmal, das Bewusstsein, die sich beide außerhalb der Materie befinden, nicht analysieren. Der spirituelle Geist ist spiritueller Wissenschaft zugänglich, die in den Veden erklärt wird. In unserem ursprünglich reinen Seinszustand sind wir uns unserer ewigen Identität in Beziehung zu Gott bewusst. Jetzt aber ist unser Bewusstsein von Materie in Anspruch genommen, und wir glauben wir seien der Körper, den wir zurzeit bewohnen.

Neben Bewusstsein gibt es noch weitere Hinweise, dass unser eigentliches Selbst von unserem Körper verschieden ist – zum Beispiel Erinnerungen aus dem letzten Leben und Erfahrungen außerhalb des Körpers.
Das Wesen der Seele
Wir Seelen sind vollwertige Persönlichkeiten und benötigen nicht die Körper, die wir jetzt bewohnen. Wir haben unsere eigenen spirituellen Sinne, unseren Geist und unsere Intelligenz. Unsere Identität ist einzigartig, ewig und unwandelbar und geht niemals durch Verschmelzung mit einem wie auch immer gearteten gleichförmigen spirituellen Wesen verloren. Als spirituelle Wesen sind wir veranlagungsgemäß ewiglich glücklich und voller Wissen. Traurigkeit, Unwissenheit und Tod sind für uns unnatürlich, und das ist der Grund, warum wir uns in dieser Welt gegen diese Dinge auflehnen.

Gott ist unbegrenzt, wir Seelen aber sind klein und Ihm untergeordnet. Wir existieren, um Ihm in Liebe zu dienen. Unser eigentliches Wesen – unser Dharma – ist Dienst. Diese Eigenschaft ist untrennbar mit uns verbunden, so wie sich Hitze nicht vom Feuer und Süße nicht vom Zucker trennen lässt. Wir können nur dann vollkommen zufrieden werden, wenn wir diesen unseren einzigartigen Dienst zu Gott wiederentdecken. Wir haben einen freien Willen und eine gewisse Unabhängigkeit. Wir können uns dafür entscheiden, Krishna zu lieben und zu dienen, oder wir können uns dagegen entscheiden und versuchen, getrennt von Ihm in der materiellen Welt zu genießen. Nun, da wir uns einmal in der materiellen Welt befinden, können wir spirituelle Praktiken aufnehmen, die unsere Liebe zu Ihm wiedererwecken.
Spirituelle und materielle Körper
Wir können uns entweder für die spirituelle oder materielle Welt entscheiden. In beiden Welten haben wir eine Gestalt bzw. einen Körper.

Spirituelle Körper

In der spirituellen Welt sind Körper und Seele identisch, denn dort ist alles spiritueller Geist. Dort sind die Sinne der Seele, ihre Intelligenz, ihr Verstand, das Ich, Gefühle und Wünsche rein, transzendental und in Beziehung zu Krishna voll erwacht. Spirituelle Körper sind ewig und vollkommen in Wissen und Glückseligkeit. Frei von den Beschränkungen der Materie, können sie allein durch ihren Willen fast alles erreichen, erlangen oder tun.

Materielle Körper

Der Kreislauf des Samsara In der materiellen Welt haben wir Körper, die von uns verschieden sind. Die Veden verkünden:

  • Es gibt 8.400.000 Arten von Körpern, die aus dem illusorischen Wunsch der Seele geboren sind, die Verschiedenheiten materiellen Genusses zu erfahren.
  • Obwohl wir im Körper wohnen, ist Krishna der eigentliche Besitzer und Kontrollierende des Körpers – so entscheidet Er zum Beispiel, wann wir den Körper verlassen.
  • Die Bestandteile des Körpers – Haut, Knochen, Blut, Haar, Fleisch, Fett usw. – erregen, für sich genommen, Abscheu. Nur durch die Kraft materieller Illusion finden wir den Körper attraktiv.
  • Materielle Körper sind sechs Wandlungen unterworfen: Geburt, Wachstum, Erhaltung, Erzeugung von Nebenprodukten, Verfall und schließlich Tod.
  • Der Körper ist eine Maschine aus Materie durch die wir, die Seele, erfolglos versuchen, volle Zufriedenheit zu finden.
  • Unsere Taten im menschlichen Körper bestimmen, welchen Körper wir als Nächstes erhalten.
Das menschliche Leben
Unter all den Lebensformen, die wir Seelen bewohnen, ist die menschliche die beste, weil sie uns mit einer höheren Intelligenz zur Erlangung spirituellen Fortschritts versorgt. In Pflanzen- oder Tierkörpern ist unser Bewusstsein dafür zu unentwickelt.

Mit dem höheren Bewusstsein im menschlichen Leben geht eine höhere Verantwortung einher. Das tierische Leben beinhaltet nur vier Aktivitäten: Essen, Schlafen, Paarung und Verteidigung. Menschen sind nicht besser als Tiere, wenn sie ihre Leben mit gleichen Absichten verbringen und keine Selbstverwirklichung verfolgen.

Wenn wir uns einmal die riesige Anzahl pflanzlicher und tierischer Arten in dieser Welt ansehen, bekommen wir einen Eindruck davon, wie selten eine menschliche Geburt ist. Wir sollten uns inspiriert fühlen, die kurze Zeit in diesem Körper nach besten Kräften zu nutzen, indem wir den autorisierten spirituellen Praktiken des Bhakti-Yoga folgen, die uns in Richtung Vollkommenheit leiten.
Freier Wille
Liebe bedeutet Entscheidungsfreiheit. Krishna möchte, dass wir Seelen Ihn lieben – zu diesem Zweck existieren wir –, aber Er zwingt uns nicht dazu. Wenn wir uns aus unserem eigenen freien Willen heraus entscheiden Ihn zu lieben, liefert Er sich sogar unserer Liebe aus.

Unsere Entscheidungsfreiheit hat Konsequenzen. Wenn wir gegen unser eigentliches Wesen rebellieren, indem wir Krishna die Liebe verweigern, wird unser Liebespotenzial auf zeitweiliges Streben und zeitweilige Beziehungen in dieser Welt umgeleitet. Wir machen uns auf die Suche, um die durch den Verlust unserer liebenden Beziehung zu Krishna entstandene Leere auszufüllen. Doch die zeitweiligen Dinge dieser Welt können niemals unser ewiges spirituelles Streben zufrieden stellen.

Als Menschen müssen wir das unvermeidliche Leid verstehen, das wir uns Leben für Leben durch fehlgeleitete Liebe einhandeln. Jetzt haben wir die Möglichkeit, der Situation freiwillig abzuhelfen. Wir können die wirkungsvollen Praktiken des Bhakti-Yoga aufnehmen, die unsere ursprüngliche Liebe für Krishna wiedererwecken, uns voll zufrieden stellen und uns Ihm nahe bringen.
Unsere Notlage in der materiellen Welt
Diese materielle Welt ist eine Art erfundene Realität, in welcher wir Seelen, transzendentale, spirituelle Personen, uns mit den von uns bewohnten Körpern identifizieren. Wir leiden, weil wir glauben, alles, was unseren Körpern geschieht, geschehe uns selbst. Krishna hat die materielle Welt mit reichlich Leid ausgestattet, weil Er uns erkennen lassen möchte, dass wir außerhalb einer Beziehung mit Ihm niemals glücklich sein können.

Um uns zu helfen, die Vergeblichkeit unserer Bemühungen für materielles Glück zu verstehen, beschreiben die Veden drei Arten Leid:

Leid durch Körper und Geist Jeder materielle Körper erleidet Geburt, Tod, Alter und Krankheit. Und das ist nur der Anfang. Hinzu kommen Hunger, Durst, Wehklagen, Täuschung und Depression.

Leid durch andere Menschen fügen sich gegenseitig unvorstellbare Pein zu. Sogar Freunde und Familienangehörige können uns tief verwunden. Dann wären da noch beißende Insekten, knurrende Hunde, wilde Tiere etc.

Leid durch die Natur Hitze, Kälte, Feuer, Wirbelstürme, Schneestürme, Vulkanausbrüche, Erdbeben, Flutwellen … Alles Leid kommt daher, dass wir unser ursprüngliches Bewusstsein – Krishna-Bewusstsein – verloren haben und uns mit unseren Körpern und den zeitweiligen Dingen dieser Welt identifizieren. Indem wir uns Krishna zuwenden, können wir unser spirituelles Geburtsrecht, unendliches Glück, wiedererlangen.
Liebe zu Krishna hat ihren ewigen Wohnsitz im Herzen der Lebewesen. Durch das Hören und Chanten über Krishna wird sie wiedererweckt. Wenn diese Liebe erwacht ist und ihre reinste Stufe erreicht, kehrt die Seele zu Krishna zurück und lebt ewiglich mit Ihm, um dann niemals wieder in diese Welt zurückzukehren.

Spirituelles Leben beruht auf dem Grundsatz der Liebe oder Bhakti. Reine Bhakti zieht Gott an. Krishna mag es am liebsten, wenn Bhakti so rein ist, dass sie nicht mehr von Gefühlen der Ehrfurcht Ihm gegenüber beeinflusst ist.

Diese Art der Liebe erlaubt die größte Vertraulichkeit. Krishna wird am meisten von vertraulicher Liebe angezogen, einer Liebe, die Ihm zugetan ist, weil Er einfach so wunderbar ist, nicht, weil Er Gott ist und unsere Liebe verdient oder einfordert. Jede Seele hat eine einzigartige Beziehung zu Krishna in einer von fünf Stimmungen:

  • Gefühle der Ehrfurcht
  • als Diener oder jemand, dem Schutz gewährt wird
  • als Freund
  • als Elternteil oder väterlicher Verwandter
  • als Liebhaber


„Es ist die wesenseigene Stellung des Lebewesens, ein ewiger Diener Krishnas zu sein.“ – Caitanya Caritamrita Madhya 20.108